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Warum virtuelle Mitarbeiter anonym befragt werden sollten

Kommunikation in virtuellen TeamsImmer mal wieder, wenn ich in Unternehmen bei der Personalentwicklung sitze und meine Arbeit mit virtuellen Teams vorstelle, bekomme ich Folgendes  zu hören:

„Ach, das brauchen wir nicht. Bei uns läuft alles super mit unseren virtuellen Teams.“

Wenn ich dann weiter nachfrage, woher Sie das denn so sicher wüssten, dann höre ich: „Na, wir führen ja Mitarbeitergespräche, und wenn was nicht funktionieren würde, dann würden die Mitarbeiter das ja sagen.“ Wirklich? …

… Die Mitarbeitergespräche in virtuellen Teams werden meist einmal jährlich, oft sogar nur telefonisch, vom virtuellen Teamleiter durchgeführt. Würden die virtuellen Teammitarbeiter ihrem Teamleiter wohl auch darüber informieren, wenn sein eigenes Verhalten sie demotiviert? Würden sie ihm sagen, wenn sie die virtuellen Teammeetings als reine Zeitverschwendung betrachten? Und würden sie ihn wirklich ins Vertrauen ziehen, wenn sie ein Problem bei der Zusammenarbeit mit anderen Kollegen haben?

Apropos Vertrauen: Haben die virtuellen Teammitglieder überhaupt genügend Vertrauen zu ihrem Teamleiter? Schließlich sehen sie ihn nur selten. Und ist eine solche offene Kritik in ihrer Kultur überhaupt verankert? Bei solch ungleichen Machtverhältnissen wie zwischen Teammitgliedern und Teamleiter ein schwieriges Thema.

Ein virtueller Teamleiter ist doch ein bisschen so etwas wie der einzige Bäcker in einem kleinen Dorf: Jeden Tag kaufen die Menschen im Dorf bei ihm ihr Brot. Da sie das tun, geht er davon aus, dass sein Brot auch gut schmeckt. Er bekommt gar nicht mit, dass viele Leute im Dorf unzufrieden mit seinem Brot sind, es ihnen viel zu trocken vorkommt. Denn sie wollen es sich auch nicht mit ihm verscherzen, schließlich ist der nächste Bäcker weit weg. Was haben sie schon für Alternativen?

Kleinere versteckte Hinweise Einzelner nimmt der Bäcker gar nicht wahr. Alles läuft wunderbar. Dass er mit leckererem Brot noch viel mehr Umsatz machen könnte, ahnt er nicht. Unbewusste Inkompetenz nennt man so etwas.

Und selbst wenn die virtuellen Mitarbeiter ihrem virtuellen Chef mitteilen würden, wenn etwas nicht stimmt: würde der Teamleiter dann wirklich der Personalentwicklung Bescheid geben? Könnte diese das nicht vielleicht auch als Armutszeugnis für ihn betrachten, da er es scheinbar nicht schafft, sein Team wirklich zu motivieren und für eine gute Zusammenarbeit zu sorgen?

Den Weg von der bewussten Inkompetenz zur bewussten Kompetenz zu gehen, also zuzugeben, dass sie Wissenslücken haben und sich entsprechend weiterqualifizieren wollen, ist für viele virtuelle Teamleiter ein großer und schwieriger Schritt.

Das alles sind Gründe, warum es die Aufgabe der Personalentwicklung sein sollte, regelmäßige anonyme Mitarbeiterbefragungen durchzuführen, z. B. in Form von 360° Feedbacks.

Erst danach – bei positivem Befund nach solchen Befragungen – kann die Personalentwicklung sicher behaupten: „In unseren virtuellen Teams läuft alles rund.“

Und wenn Sie Unterstützung benötigen bei der Ausarbeitung eines speziellen Fragebogens für virtuelle Teams, dann kontaktieren Sie mich oder lassen Sie sich hier inspirieren: Kommunikations-Check für internationale virtuelle Teams (deutsch/englisch).

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