Die Motivation in virtuellen bzw. Remote Teams aufrechtzuerhalten und zu fördern, ist oft eine Herausforderung. Durch die Distanz zueinander werden Teammitglieder oft unwissentlich demotiviert. Ihre Demotivation wird oft gar nicht bemerkt.
Vor vielen Jahren ist dieses Whiteboard entstanden. Ich habe mehrere vierstündige Webinare mit je ca. 30 Mitarbeitenden eines Pharmakonzerns gehalten. Damals noch mit Microsoft Lync. Die Webinarteilnehmenden kamen aus aller Welt und es ging um die Zusammenarbeit in internationalen virtuellen Teams. Ich habe alle Teilnehmenden gebeten, auf einem Whiteboard zu schreiben, was sie bei der Zusammenarbeit in ihren Teams motiviert und was eher demotiviert.
Es sind so einige Whiteboards entstanden. Diesen einen Screenshot eines Whiteboards habe ich aufgehoben.
Auf der Motivationsseite steht viel über Flexibilität, Kreativität und Diversity sowie das Arbeiten mit unterschiedlichen Menschen und Kulturen. Da kann ich voll mitgehen.
Auf der rechten Demotivationsseite stehen übersetzt folgende Faktoren:
Was Teammitglieder in virtuellen Teams demotiviert
Es gibt einiges, was Teammitglieder bei der Zusammenarbeit über Distanz demotiviert. Ich habe die Faktoren hier unter 4 Oberpunkten zusammengefasst:
Verhalten in und um Meetings
Die meisten demotivierenden Faktoren bei Remote Zusammenarbeit betraf das Verhalten in und um Online Meetings:
- im Vorfeld keine Agenda erhalten
- unvorbereitete Besprechungen
- wenn Englisch-Muttersprachler zu dominant sind
- wenn Teammitglieder während des Meetings E-Mails schreiben
- keine aktive Teilnahme
- wenig Interaktion
- sehe keine Gesichter und Gesichtsausdrücke (damals hat in dem Konzern niemand seine Webcam in Meetings geteilt)
- zu viele Informationen ohne schriftliche Bestätigung
- Entscheidungen dauern lange
- schwierig, zu Entscheidungen zu kommen und diese zu halten
- nicht einfach, eine gemeinsame Lösung zu finden
- große Gruppen
- schwierig, aktiv an einer Diskussion teilzunehmen
Persönlicher Kontakt
Natürlich gab es auch Punkte, die sich aus dem mangelnden persönlichen Kontakt in internationalen Remote Teams ergeben:
- Virtueller Kaffee und Tee schmecken nicht so gut
- Teammitglieder nicht persönlich treffen können
- Fehlender persönlicher Kontakt außerhalb von Meetings
- nicht miteinander ausgehen können
- keine Erfolge gemeinsam feiern
Einflussnahme / Zusammenarbeit
Zusammenarbeit rein remote wurde oft als schwieriger empfunden:
- nicht die Möglichkeit haben, Entscheidungen zu beeinflussen
- komplizierter
- keine klaren Anweisungen
- keine Diskussionen über unterschiedliche Vorgehensweisen
- Politik
Organisatorisches
Und natürlich darf der Klassiker nicht fehlen, wenn es um internationale Zusammenarbeit über Zeitzonen hinweg geht. Gemeinsame Meetingzeiten zu definieren ist einfach schwieriger und oft muss man länger auf Antworten warten.
- unterschiedliche Zeitzonen
Auch wenn das hier eine Befragung von internationalen virtuellen Teammitgliedern war, so sind die meisten Faktoren auch relevant für die nationale virtuelle Zusammenarbeit
Führungskräfte mit Remote Teams sollten die obigen Punkte durchgehen und sich überlegen, wie sie verhindern können, dass ihre Teammitglieder irgendwann nur noch „Dienst nach Vorschrift“ machen. Hier folgen ein paar Empfehlungen, die sich aus obigen Whiteboard ergeben:
Führungsempfehlungen zur Motivation in virtuellen Teams
- Meetings gut vorbereiten und gemeinsame Meeting-Spielregeln etablieren
- die Teammitglieder dazu animieren, die Webcams in Teammeetings anzuschalten
- virtuelle Meetings interaktiv, persönlich und interessant gestalten
- in internationalen Meetings dafür sorgen, dass Muttersprachler die Meetings NICHT dominieren und dass alle Teammitglieder trotz Sprachbarrieren dasselbe Verständnis haben
- auch die ruhigeren Teammitglieder stets integrieren und mitnehmen
- Meetings nicht unnötig groß werden lassen und etwa Hinz und Kunz einladen
- gekonnt auch virtuelle Diskussionen moderieren
- Entscheidungsprozesse transparent machen
- Möglichkeiten finden, effektiv alle Meinungen zu Entscheidungen einzuholen, sie gemeinsam abzuwägen und zu diskutieren und dann eine gemeinsame Entscheidung treffen
- sich Zeit nehmen, über unterschiedliche Vorgehensweisen zu sprechen
- sich mit den Teammitgliedern auf klare Kommunikationsregeln auch außerhalb der Teammeetings einigen
- klare Anweisungen geben, wo nötig und durch gekonnte Rückfragen sicherstellen, dass die Anweisungen für alle auch wirklich klar sind
- mündliche Informationen auch schriftlich festhalten
- Möglichkeiten finden, auch virtuell gemeinsam Erfolge zu feiern
- in Teambuilding investieren – virtuell oder gemeinsam an einem Ort
- auf Machtspiele und Politik verzichten
- in globalen Teams die Teammeetings zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden lassen, damit es nicht immer eine schlechte Zeit für dasselbe Teammitglied ist
Die nächsten Schritte für mehr Motivation in virtuellen Teams
Diese Liste ist bei weitem nicht komplett. Es ist viel Arbeit. Aber: Es gibt viele kleine Stellschrauben, an denen man drehen kann. Es benötigt viel und gezielte Kommunikation und eine große Portion von Empathie. In internationalen Teams kommt interkulturelle Kompetenz dazu.
Doch es ist machbar. Packe es an, wenn du nicht willst, dass Teamspirit, Kreativität und Wissen in deinem Unternehmen über die Distanz verloren gehen.
Ich unterstütze dich gerne mit virtuellen und Vor-Ort-Teamworkshops sowie mit speziellen Trainings für Führungskräfte mit Remote Teams.