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Der Mensch hinter der E-MailLetze Woche habe ich wieder mal ein Seminar zur virtuellen Zusammenarbeit gegeben, bei dem folgende Bemerkung von mir zu einer regen und kontroversen Diskussion führte:

„Bitte beachten Sie die Beziehungsebene auch in Ihren E-Mails.“ Zwei Teilnehmer konnten damit absolut nichts anfangen und vertraten die Auffassung, dass es keiner Beziehungsebene bedarf, um gut virtuell zusammenzuarbeiten und per E-Mail zu kommunizieren …

… Sie waren für ihre Firma viel unterwegs und kommunizierten hauptsächlich aus der Distanz mit ihren Kollegen aus der Zentrale. Also ein klassisches Beispiel für virtuelle Zusammenarbeit. Diese Kollegen in der Zentrale seien ihrer Meinung nach hauptsächlich Dienstleister und sollten keine besonderen Bittstellungen oder gar Bestechungen erwarten, wenn sie für ihre Kollegen Aufgaben erledigten. Schließlich würden sie dafür bezahlt werden.

Das ist natürlich richtig. Wenn wir in einem Unternehmen angestellt sind, werden wir für unsere Arbeit bezahlt. Und bestechen lassen sollten wir uns sowieso nicht. Sind aber ein paar nette und persönliche Worte gleich Bestechung, oder bereichern sie die virtuelle Zusammenarbeit? Zeitverschwendung? Nun, vielleicht hier und da aus deutscher Sicht, denn wir Deutschen trennen schön säuberlich zwischen Privat- und Berufsleben.

Trotzdem wird wohl auch kaum ein Deutscher bestreiten, dass wir mit manchen Kolleginnen und Kollegen lieber und besser zusammenarbeiten als mit anderen – auch virtuell. Zusammenarbeit ist nämlich nicht nur eine Frage der Sachebene und der konkreten Aufgaben, sondern auch der Beziehungsebene. Wenn uns die Zusammenarbeit mit unseren Kollegen Spaß macht, sind wir motivierter und alles geht uns schneller von der Hand. Motivation hat nun mal auch sehr viel mit der Beziehungsebene zu tun, erst recht bei menschenorientierten Mitarbeitern.

Gerade bei einer hauptsächlich virtuellen Zusammenarbeit kommt die Beziehungsebene meist zu kurz – erst recht im Kommunikationsmedium E-Mail. Ein kleiner zusätzlicher Satz kann hier manchmal kleine Wunder bewirken, z. B. die Nachfrage nach dem Wochenende oder eine kleine Bemerkung über das aktuelle Wetter. Wenn Sie jemanden oft auch informell treffen, z. B. an der Kaffeemaschine, dann brauchen Sie solche Sätze natürlich nicht in Ihre Mails einfließen lassen. Wenn es aber an informellen Kontakten mangelt, wie das in virtuellen Teams oft der Fall ist, dann sind diese kleinen persönlichen Bemerkungen umso wichtiger.

Das gilt besonders, wenn Mitarbeiter international virtuell zusammenarbeiten, denn andere Völker trennen nicht so stark zwischen Privat- und Berufsleben wie die Deutschen. Hier ist oft der persönliche Draht entscheidend für eine gute Zusammenarbeit, auch über Distanzen hinweg.

Zum Umgang mit Kommunikation über moderne Kommunikationsmedien empfehle ich auch folgenden Artikel im ProjektMagazin: Kontaktlose Kommunikation darf nicht taktlos sein!

Tipps & Trends


Ja, ich möchte ein paar Mal im Jahr ein Update von the human factor erhalten. Mit Trends sowie Tipps & Tricks zur virtuellen, hybriden und interkulturellen Führung und Zusammenarbeit.