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Die Corona-Pandemie hat das Thema Remote Leadership sehr populär gemacht. Welche Führungsprinzipien gelten, wenn ich ein Team auf Distanz führen muss? Worauf sollte ich achten? Kann Remote Leadership oder virtuelle Führung überhaupt gut funktionieren? Die 5 wichtigsten Tipps erhältst du hier von mir.

Ich beschäftige mich als Trainerin und Beraterin seit 2010 mit diesem Thema. Vorher habe ich selbst in internationalen virtuellen Teams gearbeitet und Projektteams auf Distanz geführt. Ich habe selbst erlebt, was funktioniert und was nicht. Die Technik hat sich in den letzten 10 Jahren zum Glück verbessert. Einige Grundsätze zu Remote Leadership aber nicht.

Was für ein Team genau wird auf Distanz geführt?

Wenn Führungskräfte auf Distanz führen, muss man erst mal differenzieren, wie hoch dieser virtuelle Anteil bei ihnen ist. Was für ein Team führen diese genau?

Ein internationales virtuelles Team, bei dem alle Teammitglieder an unterschiedlichen Standorten und in unterschiedlichen Ländern sitzen, ist etwas anderes als ein Team, das aus 5 Amerikanern und 5 Deutschen besteht, die insgesamt nur an 2 Standorten arbeiten.

Ein Team, bei denen Teammitglieder mehrmals die Woche im Homeoffice sind oder mobil arbeiten, aber auch wenigstens einen Tag in der Woche mit der Führungskraft im Büro sitzen, ist wieder etwas anderes. Oder ein Team, bei dem nur 2 Teammitglieder von 10 permanent im Homeoffice oder von einem anderen Standort aus arbeiten.

Kein Team, das ganz oder teilweise remote geführt wird, ist wie das andere. Es gibt unzählige Varianten. Wir müssen differenzieren nach Anzahl der Standorte, nach Mehrheitsverhältnissen an den Standorten oder kulturellen Mehrheitsverhältnissen. Sowie nach der räumlichen und kulturellen Nähe zur Teamleitung. Weitere Informationen zu den wichtigen Unterscheidungsfaktoren in virtuellen Teams findest du auch hier (auf englisch): Machtfaktoren in virtuellen Teams.  

Wir sollten genau betrachten, wie oft die Führungskraft die einzelnen Teammitglieder noch persönlich trifft und wie oft sich die Teammitglieder untereinander persönlich sehen. Außerdem spielt natürlich eine Rolle, wie eng die Teammitglieder zusammenarbeiten müssen und wie gut sie sich schon kennen.

Herausforderungen von Remote Leadership

Entsprechend sind auch die Herausforderungen der virtuellen Führung vielfältig:

Die Führungskräfte können vielleicht die Motivationslage der Mitarbeitenden schlechter einschätzen. Es herrscht Unsicherheit, wie viel Kontrolle nötig ist und wie viel Freiheit sie den Mitarbeitenden geben sollten. Wie oft sollte sie mit den einzelnen Mitarbeitenden telefonieren? Wie oft sind Teammeetings sinnvoll?

Dann stellt sich bei Remote Leadership die Frage, was man für das Teamgefühl tun kann, wenn ein persönliches Treffen aller Teammitglieder gerade nicht möglich ist? Können virtuelle Formate das leisten, was sie versprechen?

Führung ist immer auch Kommunikation. Ich kann als Führungskraft mit einem Remote Team selbst entscheiden, wie oft ich mit meinen einzelnen Teammitgliedern kommunizieren möchte. Doch wie kann ich die Kommunikation zwischen den Teammitgliedern ankurbeln? Wie kann ich sicherstellen, dass alle wichtigen Informationen im Team fließen und dass Transparenz herrscht? Den Informationsfluss sicherstellen ist ein wichtiger Faktor beim Remote Führen.

Außerdem ist natürlich die digitale Kompetenz bei virtueller Führung sehr wichtig. Welche Kommunikationsmedien werden wie eingesetzt? Wie kann ich in virtuellen Teammeetings auch die ruhigeren Teammitglieder aus der Reserve locken?

Wie erkenne ich die Stimmung im Team generell, aber auch Zustimmung und Ablehnung von bestimmten Ideen und Aufgaben, wenn die Teammitglieder ihre Webcam nicht anschalten? Welche Kommunikationsmedien sollte ich außer E-Mail, Chat und Webmeeting noch nutzen, um Informationen zu teilen?

Falls hybride Meetings durchgeführt werden, stellt sich auch schnell die Frage, wie man die Remote Teammitglieder ins Meeting integrieren kann. Reicht die technische Ausstattung für hybride Besprechungen und was ist bzgl. Moderation zu beachten? Man kann so herrlich viel falsch machen in hybriden Meetings.

Und natürlich sollten Führungskräfte bei Remote Leadership auch überlegen, wie sie die einzelnen Teammitglieder coachen und unterstützen, damit diese möglichst eigenverantwortlich und selbstständig von ihrem Standort aus arbeiten können. Wie kannst du als Führungskraft die Stärken deiner Teammitglieder erkennen, passende Unterstützung anbieten und Potenziale wecken, wenn du wenig direkt von der Arbeit deines Teams mitbekommst?

Insgesamt also ein guter Mix an ganz unterschiedlichen Herausforderungen.

5 Remote LeadershipTipps – wie du dein Remote Team motivierst und unterstützt

Hier nun also 5 konkrete Tipps zu Remote Leadership:

1. Erwartungstransparenz

Mach deine Erwartungen transparent.

Sage deinen Teammitgliedern genau, was du von ihnen erwartest und was diese im Gegenzug von dir bekommen. Frage in dem Zuge gleich auch die Erwartungen der Teammitglieder ab. Halte das gerne schriftlich fest, z. B. über ein digitales Whiteboard. Und diskutiere mit deinem Team darüber.

2. Vertrauensvorschuss & situative Führung

Gib einen Vertrauensvorschuss. Sage deinen Mitarbeitenden, dass du dich auf sie verlässt. Damit machst du dich verletzlich und förderst gleichzeitig das Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeitenden.
Passe dann den Pegel zwischen Vertrauen und Kontrolle stets der Situation an, je nach:

  • Bedürfnissen der Mitarbeitenden (frage sie!)
  • kulturellen Gepflogenheiten der Mitarbeitenden bei internationalen Teams (informiere dich bzw. organisiere ein interkulturelles Training)
  • Kenntnissen und Fähigkeiten der Mitarbeitenden
  • Motivation der Mitarbeitenden

3. Gutes und konstruktives Feedback

Gib bei Remote Leadership ganz bewusst mehr positives Feedback.

Sag deinen Mitarbeitenden ganz konkret, was sie bereits gut machen und welche positiven Auswirkungen das hat. Bedenke immer, dass viel nonverbales Feedback durch das Remote Arbeiten wegfällt. Dass Teammitglieder im Homeoffice oder an Satellitenstandorten oft blind vor sich hin arbeiten und daher auch ein größeres Bedürfnis nach Feedback haben.

Negatives Feedback solltest du besonders vorsichtig geben, da du nicht wirklich weißt, wie es zu dem unerwünschtem Verhalten gekommen ist. Höre gut zu und interpretiere und urteile nicht zu schnell.

4. Das ‚Big Picture‘

Starte in Teammeetings nicht bei 0, sondern bei -1.

Hole erst alle Teammitglieder fachlich ab. Gib erst einmal einen Überblick über ein neues Thema. Bring alle auf denselben Kenntnisstand. Mach klar, was das Ziel für das heutige Meeting ist. Erst dann beginnst du, das Thema in der Tiefe zu behandeln.

Oft wird vergessen, dass in Remote Teams nicht immer alle auf demselben Kenntnisstand sind. Wenn nicht alle Teammitglieder am Anfang des Meetings abgeholt werden, lässt man sie zurück, schließt sie aus. Was nicht förderlich für die Motivation ist.

5. Teambuilding

Investiere Zeit und Geld in Teambuilding.

Auch in Remote Teams spielt der Faktor Mensch eine große Rolle. Lass es menscheln: Nutze die gemeinsame Zeit im virtuellen oder hybriden Teammeeting auch für den persönlichen Austausch und persönliche Warm-ups. Schließlich habt ihr keine virtuelle Kaffeeküche. Hierfür könnt ihr Eisbrecherfragen verwenden.

Wenn persönliche Treffen möglich sind, investiere in Teambuildings, bei denen die Teammitglieder Spaß haben und miteinander in Kontakt kommen. Bowling, Teamkochen, eine gemeinsame Weinprobe etc. sind nur ein paar Beispiele dafür.

Besonders, wenn die Teammitglieder sich noch nicht so gut kennen und wenn es große Teams sind, ist es wichtig, dass alle nicht nur um einen großen Tisch herum sitzen und die ganze Zeit nur mit ihrem Gegenüber reden. Dynamische Aktivitäten sind zielführender als ein reiner Restaurantbesuch. Stehtische sind besser als normale Tische.

Auch virtuelle Teambuildings sind möglich. Virtuelles Pokern im Team, Virtuelle Escape Räume oder einfach ein gemeinsames Online-Spiel spielen (z. B. Skribbl.io). Mittlerweile gibt es eine wahre Fülle an Angeboten.

Außerdem kannst du einen virtuellen Teamworkshop initiieren, bei denen die Teammitglieder sich besser kennenlernen können, gemeinsam Teamaufgaben lösen und die Zusammenarbeit explizit reflektiert wird. Ein Booster der Zusammenarbeit sozusagen.

Was hältst du von diesen Remote Leadership Tipps? Setzt du sie bereits um? Wo gibt es noch einen Hebel, bei dem du ansetzen kannst, um dein Remote Team zu Spitzenleistungen anzustiften? Kontaktiere mich gerne, wenn ich hierbei unterstützen kann. Ich führe solche Teamworkshops nach einem Briefing mit dir gerne durch. Sowohl virtuell als auch in Präsenz.

Weitere Remote Leadership Tipps

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