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Mit Briten und Britinnen zusammenarbeiten, das kann manchmal überraschend sein. Schnell entstehen Missverständnisse.

Wenn du eng mit Brit:innen zusammenarbeitest, hat dich das Brexit-Votum 2016 bestimmt erschüttert. Warum wollten die Briten und Britinnen nicht in der EU bleiben? Warum gehen sie immer Sonderwege in Europa? Einige Gründe, die zum Votum führten, kannst du hier lesen: Was die Briten wirklich in den Brexit trieb.

Britische Eigenheiten

Dass ein Brexit überhaupt möglich war, untermauert, wie wichtig die kulturelle Identität für viele Menschen ist und dass kulturelle Unterschiede trotz der EU und trotz der Globalisierung bestehen bleiben und nicht unter den Teppich gekehrt werden sollten.

Einige sogenannte britische Kulturstandards und Eigenheiten habe ich ja schon in anderen Blog-Beiträgen zu den Brit:innen behandelt. Heute möchte ich zwei weitere britische Eigenheiten vorstellen und diese mit der deutschen Kultur vergleichen. Wenn du mit Brit:innen im Team zusammenarbeitest oder oft mit ihnen zu tun hast, dann erfährst du hier ein paar Hintergründe zu ihrem Verhalten.

Mit Briten und Britinnen zusammenarbeiten: Kulturstandard „Ritualisierung“

In Großbritannien gibt es viele Rituale, die sich durch die Gesellschaft ziehen. Ist dir schon mal aufgefallen, dass die Brit:innen ständig „Sorry“ sagen? Selbst wenn du ihnen aus Versehen auf den Fuß getreten bist, hörst du von ihnen fast sofort ein „Sorry“.

Das ist ein Höflichkeitsritual wie zum Beispiel auch das Türaufhalten. Weitere Rituale sind Schuluniformen und die striktere Kleiderordnung im Beruf als wir es aus Deutschland kennen.

Diese Rituale haben etwas mit den Traditionen zu tun und sichern das Zusammenleben in einer Gesellschaft ohne schriftliche Verfassung. Die britische Krone und die damit verbundenen Symbole und Rituale dienen somit auch als eine arte „virtuelle Verfassung“.

All dies steht im Gegensatz zur deutschen Sachlichkeit, bei der Rituale und Höflichkeit eher in den Hintergrund treten. Schließlich geht es um die Sache und hier gehören alle nackten Fakten auf den Tisch – ohne Schnickschnack und unabhängig von persönlichen Befindlichkeiten.

Außerdem konnten sich nationale Rituale durch die föderale Struktur der Bundesrepublik und die vielen Brüche in der Geschichte auch nicht so stark herausbilden wie in Großbritannien.

Diese vielen britischen Rituale zusammen mit dem Ideal der Höflichkeit und Selbstdisziplin lassen aber auch eine Menge Druck entstehen.

In einer meiner Trainingssimulationen meinte einmal ein Deutscher, der geradezu perfekt einen „typischen“ Engländer bei einer Verhandlung spielte: „Mensch, ist das anstrengend! Heute ist mir so einiges klar geworden, warum sie dann manchmal so ganz anders sind.“ Gemeint hat er damit einen anderen britischen Kulturstandard, nämlich die ritualisierte Regelverletzung.

Mit Briten und Britinnen zusammenarbeiten: Kulturstandard „Ritualisierte Regelverletzung“

Wenn man als guter Brite oder gute Britin immer zuvorkommend und höflich bleiben soll und seine negativen Gefühle wie zum Beispiel Ärger und Wut kaum rauslassen darf (siehe Kulturstandard Selbstdiziplin), dann benötigt man auch irgendwann ein Ventil, um Luft abzulassen.

Ein solches Ventil entsteht durch das geradezu rituelle Verletzten der strengen Regeln in der britischen Kultur. Das geht zum Beispiel einher mit ausgiebigem Alkoholkonsum zu bestimmten Gelegenheiten und dem berühmten „Schwarzen Humor“.

Den Humor verstehen wir Deutschen vielleicht nicht immer, doch die meisten lieben und bewundern ihn.

Die Alkoholexzesse werden aus deutscher Sicht allerdings eher distanziert betrachtet. „Dass man sich dann so sehr daneben benehmen muss – und das auch noch mit Arbeitskollegen“, so heißt es dann oft. Doch Briten und Britinnen trennen nicht so stark wie wir Deutschen zwischen Privat- und Berufsleben.

Ein professionelles Auftreten mit Geschäftspartnern und Kolleg:innen muss nicht auch beim gemeinsamen Pubbesuch gewahrt bleiben. Hier kann man sich einfach mal gehen lassen. Und am nächsten Morgen ist im Job alles wieder beim Alten – von Peinlichkeit keine Spur. Die ritualisierte Regelverletzung ist eben auch traditionell in der britischen Gesellschaft akzeptiert.

Übrigens: wusstest du, was es bedeutet, wenn britische Student:innen fragen, ob du gestern „pissed“ warst?

Sie wollen einfach nur wissen, ob du dich gestern amüsiert hast. Denn „pissed“, also betrunken sein, ist für sie oft gleichbedeutend mit Genuss und einen schönen Abend haben.

Mit Briten und Britinnen zusammenarbeiten: Weitere Infos und Unterstützung

Weitere Artikel zum britischen Kommunikationsstil findest du hier: Wie Briten kommunizieren.

Infos zu den britischen Kulturstandards kannst du hier nachlesen: Beruflich in Großbritannien. Trainingsprogram für Manager, Fach- und Führungskräfte von Stefan Schmid und Alexander Thomas.

Gerne führe ich für dein Team oder dein Unternehmen kulturspezifische Trainings zu Großbritannien durch:

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